Der Sonnenberg
Der Sonnenberg, die Bergflanke im Norden von Naturns, „saugt“ die Sonne förmlich auf, speichert ihre Energie und ihre Hitze und lässt so eine außergewöhnliche Landschaft entstehen, die Kontraste miteinander vereint: die üppige und fruchtbare Talsohle, die Steppenvegetation und die Bergbauernhöfe mit ihren kargen, steilen Feldern am Berg und die schroffe, hochalpine Landschaft in der Gipfelregion.
Charakteristisch für den Sonnenberg sind die vielen Bergbauernhöfe, die an den steilen Hängen förmlich zu kleben scheinen. Der Ursprung vieler Höfe liegt im Mittelalter und war auch ein Ausdruck für Freiheit, da die Pioniere auf den Bergbauernhöfen von den Abgaben an die Obrigkeit befreit waren. Bis heute zeugen Zäune, mit Steinmauern bewehrte Gassen, Waale, Bildstöcke und Sonnenuhren von der jahrhundertealten Bergbauernkultur und wie der Mensch die Landschaft prägt. Daneben kann man auf dem Sonnenberg vorchristliche Siedlungsstätten, mystische Schalensteine und uralte Wege entdecken.
Der Sonnenberg ist ein Wanderparadies auf „3 Etagen“:
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Die erste beginnt knapp oberhalb des Ortskerns von Naturns. Dort verlaufen etwa die Vogeltennpromenade oder der Panoramaweg.
- Auf halber Höhe, entlang der Waalwege rund um Schloss Juval und vom Wallburgweg hinauf bis zu den Höfen am Naturnser Sonnenberg und am Fuchsberg reicht die 2. „Etage“.
- Und schließlich im „letzten Stock“, das alpine Hochgebirge vom Meraner Höhenweg hinauf bis auf die umliegenden Berggipfel. Und weil die Einkehr bei einer Wanderung mindestens genauso wichtig ist, bieten zahlreiche Jausenstationen am Sonnenberg traditionelle Südtiroler Bauerngerichte, eine zünftige Marende oder typische Süßspeisen wie Kaiserschmarrn oder Apfelstrudel.
Wanderungen im Naturpark Texelgruppe und auf dem Meraner Höhenweg beginnt man am besten mit der Seilbahn Unterstell Naturns. Vom Ortsteil Kompatsch gelangt man in wenigen Minuten hinauf zur Bergstation Unterstell auf 1.300 m Höhe.
Der Nörderberg
Der vielbewanderte und klimatisch begünstigte Sonnenberg lässt den dicht bewaldeten Nörderberg, der ihm gegenüberliegt, wortwörtlich „im Schatten stehen“. Die schattige Talseite mit den idyllischen Almen, den saftigen Hügeln und den romantischen Bergseen steht im starken Kontrast zum warmen, trockenen Sonnenberg mit den mächtigen, kantigen Dreitausendern der Texelgruppe. Am Nörderberg geht alles etwas gemütlicher vonstatten. Dort findet man mehr Ruhe, lauschige Plätzchen für ein Picknick, oder einsame Lichtungen, um einfach mal inne zu halten, abzuschalten und neu aufzutanken. Der waldige Nörderberg trägt hauptsächlich Fichten und Lärchen, im unteren Bereich auch Kiefern. In Höhen über 2.000 m wachsen Latschen. Die ausgedehnten Wälder des Nörderberges sind das Reich der Rehe. In den hochgelegenen, einsamen Karen über der Waldgrenze kann der ruhige, aufmerksame Wanderer auf ganze Rudel von Gämsen treffen.
Der höchste Gipfel am Naturnser Nörderberg ist die „Naturnser Hochwart“ (2.608 m) – ein wunderbarer Aussichtsberg mit 360° Panorama von den Dolomiten über die Sarntaler Alpen bis hin zur Ortler- und Brentagruppe. Schon so mancher große und kleine Bergfex hat dort seinen ersten Gipfelbuch-Eintrag machen können. Von drei Almen aus zu erwandern, lässt sich der Weg zum Gipfel auch prima als Rundweg laufen. In Richtung Meran geht der Naturnser Nörderberg in das Vigiljoch über. Diese bewaldete Kuppe bildet den Abschluss des Nörderberges, einem Ausläufer der Ortlergruppe. Man gelangt mit den beiden Seilbahnen Aschbach von Rabland aus, oder Vigiljoch von Lana aus, auf das Hochplateau des Vigiljoch.
Natürlich gibt es auch am Nörderberg zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Nur sind es hier nicht die Berggasthöfe, sondern mehrere Almen, die zur Brettlmarende, zur Knödelsuppe oder zum Apfelstrudel einladen. Und um die Alm-Idylle perfekt zu machen, weiden auf den saftigen Wiesen während der Sommermonate Kühe, Schafe, Ziegen, Hochlandrinder und Pferde. Die Almen am Nörderberg erreicht man bequem im Wandertaxi oder mit dem eigenen PKW. Vom Parkplatz Kreuzbrünnl aus geht’s dann wahlweise über Forstwege (buggytauglich!) oder schmale Pfade zwischen 30 min. und 1,5 Stunden weiter zu den Almen. Besonders abwechslungsreich ist eine Wanderung von Alm zu Alm – so kann man, entlang des malerischen Almenwegs, gleich mehrere kulinarische Stärkungspausen einlegen.