Lange Zeit war sie
der einzige warme Raum in einem Südtiroler Bauernhaus: die Stube. Während viele Räume im Winter sehr kalt waren, wurde der wichtigste Raum im Haus mit einem Bauernofen gut beheizt.
In der Stube versammelte sich nämlich die ganze Familie. In der Stube wurde gemeinsam gegessen und der Mittagsschlaf abgehalten. Auch die wichtigsten
Feiern im Jahreskreis wurden in der Stube abgehalten und so kam der
Nikolaus und das Christkind immer in die Stube.
Das typische Erkennungsmerkmal einer Stube ist, dass sie vollkommen mit Holz ausgekleidet ist. Der
Ofen ist das Herzstück – mit dazugehöriger Ofenbank und -brücke. Auf der Ofenbank konnt man sich wunderbar aufwärmen. In der Stube befand sich außerdem die einzige Uhr im Haus. Meist war es eine Pendeluhr.
Ein großer
Holztisch mit gemütlicher
Eckbank und
Holzstühlen durfte natürlich nicht fehlen. Der Tisch stand immer unter dem sogenannten
Herrgottswinkel (Ecke, wo das Kruzifix hängt). Die Bauersleute bewahrten zwischen Kruzifix und Herrgott (Jesus) einen
gesegneten Palmbuschen auf. Kam im Sommer ein heftiges Unwetter, wurde der gesegnete Palmbuschen im Ofen angezündet. Dies sollte Unheil von Haus und Hof fernhalten.
Links und rechts neben dem Herrgott befand sich immer ein
Bild der Mutter Gottes (Maria) und das „
Herrgottsbild“ (Bild von Jesus). Die Bilder hingen leicht schräg an der Wand. Warum eigentlich?
Hinter den Bildern steckte die Bauersfamilie das Besteck zurück. Wenn die Familie in der Stube gemeinsam gegessen hat, wurde meist eine große Eisenpfanne in die Mitte des Tischs gestellt. Jedes Familienmitglied hatte seinen eigenen Löffel und aß aus der Pfanne. Den Löffel leckte jeder nach dem Essen sauber ab und steckte ihn wieder hinter die Bilder.
Die Stube war auch die letzte Station der Verstorbenen. Ihr Leichnam wurde dort aufgebahrt.
Eine traditionelle Südtiroler Stube strahlt gestern wie heute eine heimelige Atmosphäre und Geborgenheit aus. Sie wurde von der Geschichte einer jeder Familie geprägt und vermittelt natürliche Kraft und ein Gefühl von Stärke. Nicht umsonst ist sie das „Herz“ eines Hauses.
Copyright: Helmuth Rier, Jessica Preuhs, Marion Lafogler