2015 wurde der Klettersteig „Hoachwool“
eröffnet, ganz neu ist er allerdings nicht: Route und Verlauf des Klettersteigs Hoachwool sind zum Teil an den
Verlauf des historischen „Schnalswaales“ angelehnt. Um die trockenen Hänge bewirtschaften zu können, scheuten die Bauern keine Mühen, das lebensbringende Nass aus
Hochgebirgsbächen abzuleiten und über ein künstliches Waalsystem an die Hänge und ins Tal zu leiten. Mit primitivsten Mitteln wurde der „Schnolswool“ bzw. „Hoache Wool“ 1830-33 in schwindelerregender Höhe angelegt. Die Waale wurden von Waalern betreut und gepflegt, und wer diesen wichtigen Beruf ausüben wollte, musste
einen einwandfreien Leumund vorweisen. Anders der Abschnitt am „Hoachen Wool“, der so gefährlich war, dass Bewerber nur zwei Kriterien erfüllen mussten: Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit.
Diese zwei Eigenschaften bringt auch
Ludwig Gorfer mit. Der Schnalser Bergführer war die
treibende Kraft hinter dem Klettersteig, hat federführend mitgewirkt und ihn angelegt. Ein Klettersteig ist aber niemals fertig: Immer wieder bessert er Stellen nach oder entschärft schwierige Passagen.
Der Klettersteig
Man überwindet im Klettersteig einen Höhenunterschied von 630 Metern, die Kletterzeit ist mit 4,5 Stunden angegeben. Vor allem die zweite Hälfte ist geprägt von einigen steilen Vertikalpassagen der
Schwierigkeit D, mit der neuen Variante sogar E/F. Das heißt übersetzt: Für erfahrene Kletterer schwierig, alle anderen sollten es gar nicht erst versuchen.
Während viele andere Klettersteige in den Alpen erst nach langen Wanderungen zu erreichen sind, verleitet der einfache Einstieg in den Klettersteig Hoachwool auch unerfahrene Kletterer zum Ausprobieren. Das Ergebnis: regelmäßige Rettungseinsätze der Meraner Bergrettung, durchschnittlich zehn pro Jahr. Die häufigsten Ursachen, dass der Notruf gewählt wird: Erschöpfung und zu wenig Wasser. Neben der Schwierigkeit unterschätzen viele die
Hitze im nach Südwest exponierten Klettersteig.
Schloss Juval
Klettern im Schatten von
Schloss Juval: Gegenüber des Hoachwools thront stolz Schloss Juval, das Zuhause des berühmten Bergsteigers Reinhold Messner. Neben seinem Wohnsitz ist im Schloss auch ein Museum untergebracht, das sich dem Thema „Mythos Berg“ widmet. Apropos Mythos: Der Klettersteig wird von einer auffälligen Steinfigur bewacht, der „Steger Frau“. Dabei handelt es sich um eine Bäuerin aus der lokalen Sagenwelt, deren Wutanfälle gefürchtet waren. Geifernd vor Zorn, schleuderte sie einmal eine Ziege in die Tiefen der Schnalstalschlucht und noch während ihr Blick dem Tier folgte, braute sich ein grässliches Unwetter über
Naturns zusammen. Als sich der Himmel wieder lichtete, stand die Steger Frau und eines ihrer Kinder versteinert als Felszacken am Sonnenberg. Die Legende will, dass sie erst dann erlöst werden, wenn auf der Welt kein Lebewesen mehr gequält wird.