St. Kathrein Kirche in Hafling - Digitale Kirchenfürung
Die kleine Kirche hoch ober Meran am Hochplateau von Hafling, Vöran und Meran 2000

St. Kathrein Kirche in Hafling - Digitale Kirchenfürung

Die kleine Kirche hoch ober Meran am Hochplateau von Hafling, Vöran und Meran 2000

Noch heute wird das Dorf Hafling umgangssprachlich in „Enderbach“ und „Hiegerbach“ (jenseits und diesseits des Sinich-Baches) unterteilt. Im Mittelalter wurde auf beiden Seiten je eine Kirche errichtet, wovon beide nach wie vor bestehen: die Pfarrkirche St. Johannes in Hafling Dorf sowie die kleine Kirche St. Kathrein in der Scharte im gleichnamigen Ortsteil.

Aus einer Urkunde geht hervor, dass die St. Kathrein Kirche im fernen Jahre 1251 geweiht worden ist und die Erbauung somit auf das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts zurückgeht. Angeblich befand sich hier, im Gebiet vom Sulfner, schon früher eine heidnische Kultstätte und um 1202 soll eine Kapelle abgebrannt sein, woraufhin diese neue, romanische Kirche errichtet wurde.

Hl. Katharina
Geweiht ist die Kirche der hl. Katharina, welche unter anderem als Patronin der Fuhrleute gilt. Da man bis zur Eröffnung der neuen Landesstraße in den 1980er-Jahren nur über den alten Haflinger Weg (Nr. 2B) neben St. Kathrein ins Tal gelangte, sollte sie wohl die Menschen und ihre Ware (häufig wurden Vieh, Holz und Lebensmittel befördert) beschützen.
links: Der alte Haflinger Weg bei St. Kathrein. | Rechts: Beeindruckend große Quader am Glockenturm.

Stein auf Stein

Das Kirchlein wurde mit unterschiedlichen Gesteinsmaterialien erbaut, jedoch hauptsächlich aus Grödner Sandstein und Bozner Quarzporphyr. Auffällig ist die Größe der verwendeten Quader, welche bis zu 180x40x35 cm messen und demzufolge in der unmittelbaren Umgebung von Hafling gebrochen worden sein müssen.

An manchen Stellen wurde auch Granit verwendet – die Gesteinsart, aus welcher der Hausberg Ifinger besteht -, jedoch in geringen Mengen, da er im Vergleich zum Sandstein sehr hart und nur mit viel Anstrengung zu verarbeiten ist. 
Im Laufe der Jahrhunderte hat es mehrere Veränderungen an der Kirche gegeben – so wurde z.B. im späten 14. Jahrhundert die Westfassade mit Fresken ausgestattet, während der Glockenturm in seiner jetzigen Form auf die spätgotische Architektur im 15. Jahrhundert. zurückgeht. Er stellt mit seinen Sandsteinquadern eine Besonderheit dar und wurde 1999 gemeinsam mit der Fassade einer aufwendigen Restaurierung unterzogen.

Feine Linien

In der Vorhalle der Kirche, ursprünglich durch ein Vordach geschützt, fällt der Blick sogleich auf die besonders feinen, mittelalterlichen Fresken im Linearstil, die auf die Jahre 1360-1370 zurückgehen. Sie stellen die Gefangennahme, das Martyrium mit Rädern und die anschließende Enthauptung der Patronin Katharina dar. Die Vorhalle selbst wurde erst im späten 19. Jahrhundert errichtet und auch das Südtor aus der Zeit der Romanik verlegte man im Nachhinein hierher.
Die Fresken in der Vorhalle stellen das Martyrium der Patronin Katharina dar.

Kunstvolle Ausstattung

Als künstlerisches sowie liturgisches Highlight im Innenraum gilt der Flügelaltar in der gotischen Apsis aus dem 15. Jahrhundert. Der eindrucksvolle Schrein wurde 1875 völlig neu bemalt. Seine Holzskulpturen stammen aus der Spätgotik und stellen die Kirchenpatronin hl. Katharina zwischen Johannes dem Täufer und der hl. Magdalena dar. Die bemalten Flügel bilden links den hl. Georg und rechts den hl. Martin ab. Im Aufsatz aus dem 17. Jahrhundert befinden sich Maria mit dem Kinde in der Mitte sowie die hl. Barbara und der hl. Oswald.

Der schöne Seitenaltar aus dem 17. Jahrhundert enthält den hl. Sebastian als Hauptfigur. Die beiden Seitenstatuen, der hl. Antonius von Padua und die hl. Elisabeth von Thüringen, stammen aus einer anderen Zeit.
Ebenfalls dem 17. Jahrhundert zuzuordnen sind die beiden imposanten Statuen links und rechts des Triumphbogens, der hl. Florian und der hl. Rochus, sowie die Kanzel mit eleganten Ornamenten und kleinen, gesprengten Giebeln. Ein Relief an der nördlichen Langhauswand bildet erneut die Enthauptung der Patronin Katharina ab.
Blick auf den Altarraum mit dem Hl. Florian (links) und dem hl. Rochus (rechts) am Triumphbogen, der Flügelaltar aus dem 15. Jh. mit dem Altaraufsatz mit der hl. Barbara, der hl. Maria mit dem Kinde und dem hl. Oswald.

Entlang des Weges

Nördlich der Kirche befindet sich ein kleiner Bildstock, dessen Errichtung sich zeitlich nicht genau einordnen lässt. Er wurde im Jahr 2000 mit einem neuen Bretterdach ausgestattet, das dem ursprünglichen ähnlich sein sollte. Aus den Fresken lässt sich jedoch schließen, dass er einer der wohl ältesten Bildstöcke im Land ist und um 1400 von der Meraner Malschule ausgemalt wurde.

Seine Lage am alten Haflinger Weg (Nr. 2B) erklärt seine Funktion: Ältere Haflinger Bewohner erinnern sich noch heute daran, dass bis ca. 1950 jeder, der nach Meran ging, vor dem Bildstock Halt machte, um ein Vaterunser zu beten. Als erstes fällt dabei die Kreuzigungsgruppe im Zentrum auf, die von diversen Heiligen umgeben ist: Rechts Katharina als Patronin der Fuhrleute, Wolfgang als Patron der Zimmerleute, Hirten und Holzhauer sowie Abt Anton. Links Leonhard als Viehpatron sowie Vigilius und Johannes, die auf die Pfarrkirchen in Untermais und Hafling Dorf verweisen.

Machen Sie doch selbst kurz Halt und stellen Sie sich vor, wie beschwerlich der Ab- und anschließende Aufstieg gewesen sein muss – oft mit schweren Einkäufen bepackt oder gemeinsam mit Vieh und Holz.
Die Kreuzigungsgruppe im Zentrum des malerischen Bildstocks.

Der Sage nach ...

… wurde das St. Kathrein Kirchlein zeitgleich mit der Kirche im nahe gelegen Langfenn bei Mölten erbaut. Baumeister waren zwei Riesen, die jedoch nur einen Hammer als gemeinsames Werkzeug hatten. Sie einigten sich darauf, ihn abwechseln über den Bergrücken des Tschögglbergs zu werfen. Als der Riese von Hafling den Hammer eines Tages nicht mehr zurückgab, wurde der Riese auf Langfenn zornig und warf einen riesigen Felsbrocken nach dem St. Kathrein Kirchlein. Er verfehlte zum Glück sein Ziel, doch liegt der gigantische Brocken noch heute dort, wenig unterhalb der Kirche, in der Wiese beim Sulfner.
Knapp verfehlt: Noch heute liegt der gigantische Felsbrocken in der Wiese vor St. Kathrein.

Straße der Romanik

Aus der Zeit der Romanik, in welcher die Kirche erbaut worden ist, sind heute noch die regelmäßig geschichteten Wände des Langhauses, die Flachdecke und ein kleines, zugemauertes Rundbogenfenster an der Südseite sowie der ebenfalls zugemauerte ursprüngliche Eingang erhalten.
Die St. Kathrein Kirche ist Teil der sog. Alpinen Straße der Romanik, welche von Burgeis im Obervinschgau durch das Etschtal bis nach Tramin führt und romanische Kunst- und Kulturdenkmäler miteinander verbinden und bekannter machen soll – damit ihr malerisches Flair nicht nur Insidern vorbehalten bleibt.
Falls Sie mehr über romanische Bauwerke in der Gegend erfahren möchten, ist das Buch "Aussichtsreich: Erlebnisse rund um die Alpine Straße der Romanik" von Marlene Lobis ein besonderer Tipp. Erhältlich im Infobüro Hafling-Vöran-Meran 2000.

Diese Kulisse …
… mit dem romantischen Kirchlein und der atemberaubenden Aussicht auf den Meraner Talkessel zieht immer wieder zahlreiche Menschen in ihren Bann. So ist St. Kathrein ein beliebter Austragungsort für Hochzeiten und Feste: Jahrein, jahraus geben sich hier Paare aus nah und fern ihr Jawort. Auch der traditionelle Haflinger Kirchtag wird jedes Jahr im August, am Sonntag nach Maria Himmelfahrt (15.08.), an diesem idyllischen Ort gefeiert.

Lust auf mehr? Dann nehmen Sie doch an einer unserer Gruppenführungen teil oder buchen Sie eine individuelle Tour mit Frau Theresia Singer: +39 339 630 5077

Quellen:
» Theresia Egger Singer
» Franzen C., Laimer M., Stampfer H. (2000) in Messerschmitt Stiftung München (Hrsg.), St. Katharina in der Scharte in Hafling. Lana, Italien: Tappeiner AG
» Lobis M. (2020) in IDM Südtirol (Hrsg.), Aussichtsreich: Erlebnisse rund um die Alpine Straße der Romanik (S. 132-137). Bozen, Italien: Athesia-Tappeiner Verlag

Führung in der St. Kathrein Kirche
Alpine Straße der Romanik - Tag der Romanik
Kirchenführung in St. Kathrein zum Tag der Romanik