Wo liegt der Tschögglberg?
Die geografische Eingrenzung des Tschögglbergs ist relativ einfach. Der Tschögglberg ist ein langgezogener nach Süden zuerst leicht, dann steil abfallender Bergrücken auf der orografisch linken Seite der Etsch zwischen Bozen und Meran in Südtirol. Begrenzt wird er somit im Westen vom Etschtal und im Norden vom
Gipfel des Ifinger. Im Osten gilt die Linie entlang des Kamms als Grenze, die sich über die Maiser Rast, das Kreuz- und Auener Joch, die „Stoanernen Mandln“, das Jenesier Jöchl und das Schwarzeck den Marterbach entlang bis hinunter zur Talfer in Bozen hinzieht. Am südlichen Sporn liegt die am tiefsten gelegene Gemeinde
Jenesien (1089 m) mit seinen Fraktionen Afing, Flaas, Nobls und Glaning. Das Dorf
Mölten (1158 m) ist in einer Mulde gebettet und zählt die Weiler Verschneid, Versein und Schlaneid zu seinem Gemeindegebiet. Nördlich davon schließt sich die Gemeinde
Vöran (1204 m) mit der Fraktion Aschl an. Ganz im Norden wird der Tschögglberg von der Gemeinde
Hafling (1290 m) mit den Ortsteilen Hafling Dorf, Oberdorf und St. Kathrein abgeschlossen.
Alpenromanischer Wortstamm
Um Näheres über den Wortstamm bzw. die Herkunft des Wortes zu erfahren, haben wir uns an Südtirols Flurnamenexperten Johannes Ortner aus Meran gewandt, der uns die Etymologie des Wortes erklärt: „Das Wort Tschöggl bedeutet im heutigen Sprachgebrauch ‚Grobian‘ oder ‚schwerfälliger Mensch‘. Das Wort selbst ist ein Lehnwort aus dem Alpenromanischen tschukk, was so viel bedeutet wie ‚Baumstumpf‘“. Ortner zieht dazu den Vergleich zum italienischen Wort ciocco "Klotz" sowie trentinisch zok „Baumstamm“. Auch dies passt laut Ortner als Beiname für einen „klobigen“, „klotzigen" Mann“.
Keine offizielle Bezeichnung
Nun gehen wir einen Schritt weiter und suchen in Archiven nach dem Tschögglberg. Dort werden wir jedoch nicht fündig, denn in historischen Quellen kommt die Bezeichnung Tschögglberg nicht vor. Das bedeutet in erster Linie, dass die Bezeichnung „Tschögglberg“ keinerlei verwaltungsgeschichtliche Bedeutung hat, weder auf Gemeinde-, noch auf Bezirksebene. Aber auch in anderen historischen Kontexten ist die Bezeichnung nicht zu finden. So schreibt der Ortsnamenexperte Karl Finsterwalder 1973:
"Der heutige Landschaftsname Tschögglberg hat keinen historischen Beweiswert. Die Sprache der Urkunden (...) gebraucht ihn nie. Aber auch der so verläßlich historisch-statistische Topograph Tirols, Joh. Jak. Staffler, verwendet ihn in seinem Standardwerk über Tirol und Vorarlberg (1846) nicht; der ebenso landeskundliche Beda Weber, Verfasser von "Das Land Tirol" (1835-37), auch nicht (...) Aus diesem offiziell offenbar nicht anerkannten Namen Tschöggl, schon aus der Verkleinerungsform, ist etwas herauszuhören, was nach einem Übernamen klingt".
Fazit: ehemals Hinterwäldler – heute mit einem Augenzwinkern
Somit liegt die Vermutung nahe, dass das Wort „Tschöggl“ zuallerst für die Menschen aus dieser Berggegend verwendet wurde und später mit dem Wort „Tschögglberg“ als Bezeichnung für deren Herkunftsort in den Sprachgebrauch Eingang gefunden hat. Auch Ortner meint dazu: „Tschöggl war und ist ein scherzhafter Übername, den Beda Weber und Johann Jakob Staffler wohl kannten, aber nicht als amtlich durchgehen ließen.“ Ortner schließt sich somit der Annahme Finsterwalders an, der die Theorie vertritt, dass es sich um "eine Art von Ortsneckerei (handelt), und zwar von Städtern gegenüber den Bewohnern von Berggemeinden (...). Unter dem Wort Tschögg verstand man in Bozen einen Hinterwäldler von nicht gerade feinem Benehmen". Schlauerweise haben sich die Tschögglberger:innen den einst bloßstellenden Begriff "Tschöggl" mittlerweile zu eigen gemacht und dabei positiv umgedeutet.