Tradition trifft Kreativität: Die (seltene) Kunst des Blaudrucks ist UNESCO Weltkulturerbe

Tradition trifft Kreativität: Die (seltene) Kunst des Blaudrucks ist UNESCO Weltkulturerbe

Die blaue Dirndlschürze mit ihren filigranen Ornamenten trägt die Handschrift einer jahrhundertealten Technik.

Sie komplettiert die Südtiroler Miedertracht und ist ein farbiger Kontrapunkt zum schwarzen Rock, dem je nach Herkunft roten oder grünen Leib und der weißen Bluse: Die Rede ist von der blauen Dirndlschürze. Die allerwenigsten wissen, dass die blauen Schürzen in einem heute nur noch selten zu findenden Färbeverfahren hergestellt werden. Der sogenannte Blaudruck stammt ursprünglich aus Indien und ist 2018 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen worden.

Ein zu Unrecht wenig beachtetes Kulturgut
Viel wurde und wird in Südtirol bereits über die blaue Männerschürze geschrieben. Weit kunstvoller ist jedoch die blaue Schürze der Südtiroler Frauentracht; eine ihr gerecht werdende Aufmerksamkeit findet letztere jedoch nur in der Fachliteratur. Die aus Baumwolle oder Leinenstoff gewebte Schürze kennzeichnet sich durch filigrane weiße oder helle Muster und ist mit wenigen Ausnahmen in ganz Südtirol verbreitet. Im Gegensatz zur Tüchltracht mit ihrer edlen Seidenschürze wird zur Südtiroler Miedertracht eben diese blaue Baumwollschürze getragen. Nur an hohen Festtagen wird sie durch eine feine Seidenschürze ersetzt.
 


Wie funktioniert der Blaudruck?
Die Kunst des Blaudrucks ist ein Reservedruckverfahren zur Veredelung von Naturfasern. Genau genommen ist das Verfahren kein Druck- sondern ein Färbeverfahren. Die Baumwoll- oder Leinenstoffe werden mithilfe eines Druckmodels mit einer speziellen farbabweisenden Masse, genannt "Papp", vorbehandelt. Diese Masse sorgt dafür, dass die charakteristische blaue Farbe, in die die Stoffbahn getaucht wird, an genau diesen Stellen nicht haften bleibt. Nachdem der Stoff getrocknet ist und die Masse mit einem schwefelsauren Bad entfernt wurde, erscheint auf dem blauen Stoff ein weißer Negativabdruck des Models, mit dem der Papp aufgetragen wurde.

Ein streng gehütetes Geheimnis
Jede Blaudruck-Werkstatt besitzt eine individuelle Rezeptur zur Herstellung dieses Reservemittels. Das Wissen über die Zusammenstellung des Papps wird nur innerhalb der Werkstatt weitergegeben und ist ein streng gehütetes Geheimnis.

Knowhow-Import aus Indien

Das Blaudruckverfahren wurde im 17. Jahrhundert durch Reisende der Niederländischen Ostindien-Kompanie nach Europa gebracht, ebenso die Indigo-Färberpflanze war bis dahin in Europa unbekannt. Vorher – genauer gesagt seit der Eisenzeit – wurde in Europa die Farbe Blau durch die Verarbeitung der Waidpflanze (auch Färberwaid oder Deutsche Indigo genannt) hergestellt. Die neu importierte Technik des Blaufärbens verbreitete sich im 18. und 19. Jahrhundert sehr stark in Tirol und dem gesamten Alpenraum.
 
Der Blaudruck als Weltkulturerbe
Das (Kunst-) Handwerk des Blaudrucks steht seit November 2018 auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Heute gibt es laut UNESCO noch zwölf Betriebe in Deutschland und 15 in anderen europäischen Ländern, die diese Kunst pflegen.

Tradition trifft Moderne
Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, betont die Bedeutung der Werkstätten, die diese Technik über Jahrhunderte bewahrt haben, sowie die jungen Kreativen, die sie neu entdecken. Die Auszeichnung des Blaudrucks als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit soll dazu beitragen, dass dieses Handwerk erhalten bleibt und eine neue Blütezeit erlebt.
 
Fun fact: Ledig oder verheiratet?
Während die Farbe und Art der Tracht die Herkunft der Trägerin verraten, kann die Schlaufe der Schürze einen Hinweis auf den Beziehungsstatus geben: Ist die Schürze links gebunden, bedeutet das, dass die Trägerin ledig ist. Ist sie hingegen rechts gebunden, ist die Trägerin vergeben, also verlobt oder verheiratet.

Tourismusverein Hafling-Vöran-Meran 2000 | 17.08.2023
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