Herz-Jesu-Feuer in Südtirol Herz-Jesu-Feuer in Südtirol Herz-Jesu-Feuer in Südtirol

Herz-Jesu-Feuer in Südtirol

Bergfeuer: entstanden aus Glaube, weitergeführt aus Tradition. Wer am Sonntag nach Fronleichnam bzw. am dritten Sonntag nach Pfingsten nach Einbruch der Dunkelheit den Blick auf die Südtiroler Berge richtet, kann sie deutlich sehen: Christliche Symbole wie Herzen, Kreuze oder die Buchstaben IHS, geformt aus einer Vielzahl einzelner Feuer.

Wer am Sonntag nach Fronleichnam bzw. am dritten Sonntag nach Pfingsten nach Einbruch der Dunkelheit den Blick auf die Südtiroler Berge richtet, kann sie deutlich sehen: Christliche Symbole wie Herzen, Kreuze oder die Buchstaben IHS, geformt aus einer Vielzahl einzelner Feuer. Auch auf Gipfeln und entlang der Grate schmücken Flammen die abendliche Silhouette wie eine Perlenkette. Die Herz-Jesu-Feuer in Südtirol, wie wir sie heute kennen, sind aus einer langen Tradition entstanden.

Ursprünge in vorchristlicher Zeit
Schon vor Jahrtausenden wurden Feuer im Zuge ritueller Handlungen entfacht. Für die vorchristliche Zeit sind Sonnwendfeuer - vorwiegend auf Anhöhen - belegt. Im Zuge der Christianisierung ab dem Frühmittelalter wurden die Feuer in Verbindung mit Heiligen gebracht, z.B. dem Hl. Johannes dem Täufer (24. Juni), wonach heute noch die Sonnwendfeuer manchen Orten auch heute noch Johannisfeuer genannt werden. Parallel dazu wurden Feuer seit jeher zur schnellen Kommunikation über weite Entfernungen genutzt.
 
Das Tiroler Gelübde im Krieg gegen Napoleon
Im 18. Jahrhundert bekamen die Sonnwendfeuer zusätzlich eine politische Bedeutung: Im Frühjahr 1797 wurde Tirol vom Kaiser in Kriegsbereitschaft versetzt, denn Napoleons Truppen standen faktisch vor der Tür. Im Tiroler Landlibell wurde im 16. Jahrhundert festgelegt, dass die Tiroler selbst für ihre Landesverteidigung zuständig sind. Daher musste innerhalb von drei Wochen ein Heer auf die Beine gestellt werden, das einen wahren Ansturm an zusätzlichen Freiwilligen erlebte, nachdem der Tiroler Landtag verkündet hatte, das Land dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anzuvertrauen.

Warum das Herz Jesu?
Der Ursprung der Herz-Jesu-Frömmigkeit liegt zunächst in der Bibel. Schon sehr früh wurde das Herz Jesu als Symbol seiner Menschheit und als Ausdruck seiner Liebe zu den Menschen gedeutet. Im Mittelalter war die Herz-Jesu-Frömmigkeit besonders in den mystischen Strömungen verbreitet und somit in den gelehrten Kreisen der Klöster zu finden. Im 18. Jahrhundert schließlich erfreute sie sich einer großen Beliebtheit in der breiten Bevölkerung, was auf die eifrige Missionsarbeit der Jesuiten zurückgeht.

Signalfeuer in Kriegszeiten
Um den sogenannten „Landsturm“ zu den Waffen zu rufen, wurden auf den Berggipfeln Signalfeuer entfacht. So war es möglich, innerhalb kürzester Zeit großflächig und kapillar bis in entlegenste Orte kommunizieren und das Heer einzuberufen. Als die Tiroler Truppen im Jahr 1797 die Franzosen besiegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum kirchlichen Feiertag, der allerdings in der Zeit der bayrischen Herrschaft ab 1805 verboten wurde.
 
Erneuerung des Gelöbnisses 1809
Nachdem die Tiroler Aufständischen beim zweiten Gefecht am Bergisel am 29. Mai 1809 den Sieg gegen Bayern und Franzosen davontragen konnten, erneuerte der Oberkommandierende Andreas Hofer als eine seiner ersten Handlungen den Herz-Jesu-Bund. Am 6. Juni 1809 rief er den Festtag als Landesfeiertag aus.
 
Herz Jesu Feuer in Südtirol heute
Beim Entfachen der Herz-Jesu-Feuer stehen heute Tradition und Brauchtum, vor allem aber Geselligkeit im Vordergrund. Ausführende sind bergbegeisterte Menschen, die meist in Vereinen wie Bauernjugend, Schützen, Alpenverein oder kirchlichen Jugendvereinen wie Jungschar organisiert sind und in geselliger Runde bereits am Vormittag die Utensilien wie Brennholz und Verpflegung in die Berge bringen. Nicht selten wird vom Ortspfarrer eine Feldmesse abgehalten. Anschließend wird gegrillt und die Zeit bis zum Abend mit Spielen, Unterhaltung oder Musizieren verbracht. Sobald sich die Dämmerung über das Land legt, flackern die ersten Feuer auf. Nach und nach werden es immer mehr: Herzen, Herzen mit Kreuz, die Buchstaben IHS, welche ihre Bedeutungen aus dem lateinischen "Iesus Hominum Salvator (= Jesus, als Retter der Menschheit) beziehen, und sogar Adler, das Symboltier Tirols, erscheinen als leuchtende Umrisse an Berghängen. Auf nahezu jedem noch so entlegenen Berggipfel glimmt mindestens ein Feuerschein. Im Meraner Land sticht besonders der Ifinger, der Hausberg der Ferienregion Hafling-Vöran-Meran 2000 mit zahlreichen Symbolen hervor, die an allen nur irgendwie zugänglichen Stellen entfacht werden. Nachdem die Feuer erloschen sind, machen sich die nächtlichen Bergsteiger:innen auf den Heimweg oder verbringen die Nacht in Zelten und Schlafsäcken am Berg, was natürlich ein besonderes Abenteuer ist. Auch Dank des ausgeprägten Vereinswesens sind die Herz-Jesu-Feuer in Südtirol heute ein lebendiges Brauchtum, das mit großer Freude seit Generationen weitergetragen wird.

Tourismusverein Hafling-Vöran-Meran 2000 | 15.06.2023
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