Für sie hat sich ein Kindheitstraum erfüllt: eine eigene Landwirtschaft! Weder Verena noch Erhard Laner sind in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, doch 2009 haben sie den Schritt gewagt und sind auf den
Spitalerhof in Vöran gezogen. Bei null haben sie angefangen, und als Autodidakten und nach dem Prinzip „learning by doing“ nach und nach ihre Arbeitsschritte gelernt und optimiert. Ihr Ziel war es, sich ganzjährig von den Erträgen der Landwirtschaft ernähren zu können, autark und unabhängig zu sein. Gerade am Anfang waren Rückschläge keine Seltenheit, doch mit der Zeit kamen Wissen und Routine. Mittlerweile beliefert der Spitalerhof Familien und
Gastbetriebe aus Vöran mit ihren Hoferzeugnissen und Produkten. „In allererster Linie geht es uns jedoch nach wie vor ums Selbstversorgen, weniger um den ökonomischen Ertrag, - was mit unseren Geräten und der Fläche auch kaum machbar ist“, erzählt Verena.
Tipp:
Gemüsekauf beim Spitalerhof in Vöran: vom Acker direkt in die Einkaufstasche: Null-Kilometer, nachhaltig und in Bio-Qualität! Begleite Verena in den Acker und ernte gemeinsam mit Verena dein Gemüse direkt von der Pflanze.
NB: Bitte achte auf festes und geeignetes Schuhwerk. |
„Unsere Kinder sollen naturnah aufwachsen“
Verena ist ihr eigener Chef. Sie kann sich ihre Arbeitsschritte einteilen und darüber bestimmen, was angebaut wird. Den Takt gibt die Natur an, und jede Jahreszeit bringt neue Aufgaben und Abwechslung. Sie genießt es, dies jedes Jahr von Neuem erleben zu dürfen. Am wichtigsten ist ihr jedoch, dass die Kinder auf dem Spitalerhof mit diesem Wissen aufwachsen. „Die Gewissheit, unseren Kindern den Kreislauf des Jahres, die Herkunft der Lebensmittel so hautnah zu vermitteln, bedeutet uns sehr viel,“ betont sie. „Außerdem weiß ich, dass wir gute und gesunde Lebensmittel konsumieren: Fleisch und Eier von unseren Tieren, Beeren, Kräuter und Gemüse aus unserem Acker.“
Die Familie bewirtschaftet ca. 2,5 Hektar Grünfläche in Hanglage. Der Gemüseacker liegt unterhalb des Wohnhauses in guter Südhanglage und umfasst ca. 30x20 Meter. Angebaut werden dort Zwiebeln, Karotten, Rote Beete, Zuckerschoten, Salate, Mangold, Kohlrabi, Blaukraut, Weißkraut, Zucchini, Gurken, Tomaten, Kartoffeln und Kürbis. Das Waldstück, das zum Hof gehört, liefert das Brennholz für ihre Stückholzheizung. Im Stall werden Grauvieh-Jungrinder und Schafe mit Lämmchen gehalten, außerdem tummeln sich Hühner, Wachteln, Meerschweinchen, ein Hase und drei Katzen auf dem Hof.
Priorität liegt bei Nachhaltigkeit
„Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit“, sagt Verena. „Unser Gemüsesaatgut haben wir von Anfang an in Bioqualität eingekauft, ohne chemische Zusatzmittel angebaut und verarbeitet. Die Felder werden auch nicht mit Kunstdünger gedüngt.“ Eine Biozertifizierung strebt die Familie an, wäre jedoch aktuell mit großen Investitionen und einem Umbau des Kuhstalls verbunden. „Wir möchten gerade in Bezug auf Tierhaltung das ‚Richtige‘ für uns finden und dann erst ein solchen Schritt wagen“, erklärt sie.
Im Bereich Gemüse arbeiten Verena und Erhard jedoch bereits seit längerem auf Bio-Standard. Das Saatgut beziehen sie von einer biologischen Saatgutgenossenschaft in Österreich, doch in vielen Fällen ist der Ankauf von frischem Saatgut auf dem Spitalerhof gar nicht mehr notwendig: Viele Pflanzen säen sich selbst aus und haben sich über die „Generationen“ den lokalen Gegebenheiten – also Boden und Klima – angepasst: „Da ist z.B. die Physalissorte Erdkirsche Molly, die prächtig bei uns auf 1200 m gedeiht und süß abreift. Ich verarbeite sie sogar zu leckeren Kompotten, die im Frühstückskorb serviert werden. Ein anderes Beispiel sind unsere Ackertomaten (ähnlich Marmande), die sich vor Jahren mit dem Mist, den wir im Herbst ausbringen in den Acker eingeschlichen haben und seitdem dort wachsen. Wir lassen die Pflanzen am Boden kriechen, somit sind sie vor Wind und Kälte geschützt und reifen mit der Bodenwärme ab – ganz ohne Schutzfolie oder Glashaus! Dasselbe gilt für verschiedene Cocktail- und Datteltomaten.“
Verenas Gartentipps im Frühling
1. Wir lassen die Pastinaken und einige Karotten über Winter im Acker in der Erde. Die Pastinaken und Karotten werden durch die Kälte richtig süß!
2. Wir "räumen" den Acker erst im Frühling auf. Somit reichern einige Pflanzen den Boden mit Stickstoff an, indem sie "reinfaulen", es kann sich vieles aussäen und einige Sorten treiben früh aus, sodass man sie vor dem Umstechen schon umpflanzen kann. |
Autark ja, Zuverdienst ja
Ganz ohne Nebenverdienst geht es nicht, doch die nebenberufliche Tätigkeit lässt sich gut mit der Landwirtschaft vereinbaren. „Erhard arbeitet als Lehrer an der nahegelegenen Mittelschule und kümmert sich um die Jungrinder aus unserer Grauviehzucht, die Schafe und die Grünflächen. Ich betreue die drei Ferienwohnungen, den Gemüseacker und unsere Kinder. Erhards Vater Luis kommt ab und zu auf den Hof, um uns bei größeren Arbeiten wie bei der Heuarbeit, bestimmten Stallarbeiten oder beim Almauftrieb zu helfen“, erzählt Verena. So hat jeder sein Arbeitsfeld außerhalb der Landwirtschaft, das jedoch mit Betrieb und Familie kompatibel ist.
„In unserer Produkt-Ecke auf dem Spitalerhof verkaufen wir unsere veredelten Produkte wie Fruchtaufstriche, Sirupe und eingelegtes Gemüse, ansonsten wird das Gemüse direkt frisch vom Acker verkauft“, erzählt Verena. In der Gemüsesaison, die auf 1.200 m von Juli bis Oktober dauert, geht sie mit ihren Kunden auf das Gemüsefeld und erntet dort direkt das Gemüse. „Im Sommer und Herbst gibt es für interessierte Vöraner Familien einmal pro Woche ein gemischtes Kistl.“ Ins Kistl kommt, was der Acker gerade hergibt: Mal sind es Karotten, Tomaten, Zucchini, oder Salate, mal Rote Bete, Kartoffeln oder Kürbis.
Tipp: Kinder lieben Pastinakenchips!
Ein spannendes Rezept von Verena, das besonders Kinder lieben:
Pastinakenchips: Die Pastinaken in dünne Scheiben schneiden, in Öl in einer Pfanne kurz frittieren und salzen oder auf ein Backblech in den Ofen schieben und backen. |
Ökologische Landwirtschaft
Die Nachhaltigkeit steht beim Spitalerhof an erster Stelle. „Nachhaltige, ökologische Landwirtschaft im Einklang mit der Natur heißt für uns: bodenschonender Ackerbau und Förderung der Biodiversität“, erklärt Verena. Durch Kreislaufwirtschaft werden dadurch langfristig die natürlichen Produktionsgrundlagen wie Böden, Artenvielfalt, Gewässer oder Klima geschützt. Die Vielfalt der angebauten Kulturen und gehaltenen Tierarten erhält und stärkt die Stabilität und Belastbarkeit des Ökosystems. Die Erzeugnisse werden direkt am Hof verarbeitet oder ab Hof verkauft. Auch dadurch werden Emissionen minimiert. „Wir sind dankbar, dass wir die Chance wahrgenommen haben und unseren Hof nachhaltig bewirtschaften können“, sagt Verena abschließend.