Räuchern und andere Bräuche rund um Weihnachten und Dreikönig

Räuchern und andere Bräuche rund um Weihnachten und Dreikönig

Das Räuchern am Vorabend des Dreikönigstages – bei uns auch „Kinigrachn“ genannt – ist eine alte Tradition im Alpenraum. Aber warum räuchern wir und warum gerade in diesen Nächten?

Ein Erklärungsversuch zwischen Brauchtum, Tradition, Glaube und Aberglaube.

Die Gaben der Heiligen Drei Könige
Sicher habt ihr Anfang Jänner schon mal die „Sternsinger“ von Haus zu Haus ziehen sehen. Bei diesem Brauch gehen Buben und Mädchen – seltener auch Erwachsene – zu jeder Familie, bringen die Weihnachtsbotschaft und Friedens- und Segenswünsche für das neue Jahr. Zugleich sammeln sie Spenden für Hilfsprojekte für benachteiligte Kinder und verteilen Weihrauch in kleinen Säckchen.

Mit diesem Weihrauch wird am Vorabend des Dreikönigstages, also am 5. Januar, Haus und Hof geräuchert. Diese Tradition ist ein weiten Teilen Europas bekannt, besonders im Tiroler Alpenraum wird sie nach wie vor gepflegt. Doch was hat es mit dem Räuchern auf sich und warum gerade am Vorabend des Dreikönigstages? Dazu müssen wir etwas weiter ausholen.

Die Raunächte oder „zwischen den Jahren“
Im gesamten Alpenraum – aber auch darüber hinaus – gibt es in der Zeit um Weihnachten und den Jahreswechsel ganz besondere Bräuche. Diese Zeit hat sogar einen eigenen Namen: Raunächte. Es geht dabei um 12 Nächte und 13 Tage zwischen Heiligabend und Dreikönig, also dem 24. Dezember bis 6. Jänner. Es wird angenommen, dass diese Zeit auch deswegen „zwischen den Jahren“ genannt wird, weil sie den Unterschied zwischen dem Sonnenjahr (365 Tage für eine Umrundung der Erde um die Sonne) und dem Mondjahr (354 Tage für 12 Umrundungen des Mondes um die Erde) bedeutet.

Im Volksglauben wird den Raunächten eine besondere Bedeutung zugemessen, da die Naturgesetze außer Kraft gesetzt und die Tore zur Unterwelt offen sind bis zu dem Tag, an dem die Lücke zwischen den Kalendern – eben dem Sonnen- und Mondkalender – wieder geschlossen ist. Man glaubte an eine „Wilde Jagd“, in der die Geister durch die Nacht preschen. Angeführt wurde der Ritt von der Göttin Percht, die durch verschiedene Gaben milde gestimmt werden musste, um sie nicht zu erzürnen. Außerdem sollte man in dieser Zeit nicht Wäsche waschen oder aufhängen, da sich die Geister darin verfangen und Leichentücher daraus machen könnten. Raunächte sind auch so genannte Lostage, die einen Blick in die Zukunft ermöglich sollen, z.B. durch Blei- oder Wachsgießen.

Die Zeit zwischen den Jahren ist auch eine gute Gelegenheit, das alte Jahr gut abzuschließen und sich auf das neue Jahr einzustimmen. Es gilt, Geliehenes zurückzubringen und alte Schulden zu begleichen.


Das Räuchern: magisch und wirkungsvoll
Eine zentrale Rolle spielt in den Raunächten das Räuchern. Der Duft von erhitztem Harz oder Kräutern ist nicht nur wohlriechend, sondern hat auch erwiesenermaßen eine reinigende und desinfizierende Wirkung. In Hafling und Vöran werden glühende Kohlen in eine Räucherpfanne oder ein anderes feuerfestes Gefäß z.B. ein altes gusseisernes Bügeleisen gegeben. Auf die Glut wird der Weihrauch gegeben, der von den Sternsingern verteilt wurde. Manchmal werden auch getrocknete Kräuter, Blüten oder Wurzeln dazugegeben.

Es ist wichtig, vor 21 Uhr und vollzählig also mit der ganzen Familie zu räuchern, denn zu spätes Räuchern könnte eine schlechte Ernte im nächsten Jahr bedeuten. Fehlt ein Familienmitglied, könnte auch das eine negative Auswirkung haben. Die Räucherpfanne wird nun vom Familienoberhaupt durch das Haus getragen und in jedem Raum geschwenkt. Auch Stall und Stadel – trotz der akuten Feuergefahr wegen Funkenflugs – werden nicht ausgespart. Dem Familienoberhaupt folgt die gesamte Familie, die den Rosenkranz betet. Eine Person, meist ein Kind, besprengt jeden Raum mit Weihwasser. Abschließend werden noch alle Familienmitglieder „angeräuchert“ und die Buchstaben C+M+B sowie die Jahreszahl mit Kreide auf die Haus- und Stalltür geschrieben. Die Buchstaben stehen für lat. „Christus Mansionem Benedicat“, sind also eine Bitte um göttlichen Segen für dieses Haus.

Tradition und Interpretation
Wir beobachten ein wieder wachsendes Interesse an diesem alten Brauch. Obwohl bestimmte Varianten des Volksglaubens sind inzwischen aus der Mode geraten sind, bleiben die Raunächte eine Zeit der Stille und des Rückzuges. Die Arbeit ruht größtenteils, die Familien kommen zusammen, Geschichten werden erzählt - zumindest einmal war es so. Die Sehnsucht nach Spiritualität wird jedoch wieder größer und führt dazu, dass Traditionen wie das „Kinigrachn“ als lebendiges Brauchtum weitergetragen werden.

Tourismusverein Hafling-Vöran-Meran 2000 | 04.01.2024
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