Der Ursprung des Haflinger Pferds geht auf das Jahr 1874 zurück, als in Schluderns ein prächtiges Hengstfohlen namens „249 Folie“ geboren wurde: Es war das Fohlen des orientalischen Hengstes „133 El Bedavi XXII“ und einer galizischen Landstute.
Damals waren es vor allem die Bauern und Händler am Tschögglberg – dem Hochplateau zwischen Bozen und Meran mit den Orten Hafling, Vöran, Mölten und Jenesien -, die diese Kleinpferde erwarben, sodass sich über die Jahrzehnte der Begriff „Haflinger“ als Bezeichnung für diese leichtfuttrigen, robusten und vielseitigen Pferde einbürgerte.
In der Haflingerzucht entstanden im Laufe der Zeit 7 Blutlinien, welche alle ausnahmslos auf den Hengst „Folie“ zurückgehen.
Steckbrief
> Pferdefamilie: Pony
> Größe: 1,38 m – 1,55 m (Widerrist)
> Gewicht: 400 – 600 kg
> Alter: 20 - 30 Jahre
> Merkmale: sog. Fuchsfarbe, weißes glattes Langhaar (Schopf, Mähne und Schweif); edler Kopf mit freundlichen, großen Augen und kleinen aufmerksamen Ohren; harmonische Proportionen des Körperbaus
> Charakter: gutmütig, nervenstark, verlässlich, leistungswillig, lebhaft und kraftvoll
> Bewegung: elastisch, raumgreifend, trittsicher und ausdauernd
> Verwendung: Allroundpferd, d.h. geeignet in Freizeit, Breitensport und für die Zucht
Die Haflinger werden bei der Fohlenerhebung, Stutbucheintragung und Hengstkörung nach typischen Rassemerkmalen bewertet und erhalten anschließend – wenn sie den strengen Kriterien entsprechen – das Brandzeichen: ein „H“ in einem Edelweiß.
Einst musste das Haflingerpferd als Arbeitstier folgende Grundvoraussetzungen erfüllen: es sollte zuverlässig, trittsicher, robust, ausdauernd, ruhig und leistungswillig sein. Seine Ursprünge als Gebirgspferd bescherten dem Haflinger zudem eine entsprechende Leichtfuttrigkeit und gute Gesundheit.
So war das Haflingerpferd den Menschen damals vor allem bei folgenden Arbeiten eine große Hilfe: Holzarbeit, Feldarbeit, Heuernte, als Zugpferd, als Lastentier und nicht zuletzt als treues Reitpferd.
Die harten Existenzbedingungen in den Südtiroler Bergen haben den Haflinger zu einem exzellenten Futterverwerter gemacht, der auch in Notzeiten mit extrem wenig Nahrung auskommt.
> Heu: täglich ca. 1,5 kg pro 100 kg Körpergewicht; bei einem 400 kg schweren Haflinger wären das also ca. 6 kg Heu
> Wasser: ca. 30 – 50 Liter/Tag
> Kraftfutter je nach Beanspruchung/Training
> Obst (z.B. Äpfel) und Gemüse (z.B. Karotten) nur ab und zu in geringen Mengen
Mit dem Wandel der Anforderungen an die Rasse, hat sich im Laufe der Zeit auch das Haflingerpferd selbst gewandelt. Und so hat sich die Zucht in den vergangenen Jahrzehnten das ehrgeizige Ziel gesteckt, die Rasse den modernen Ansprüchen des Breitensports und Freizeitreitens anzupassen – mit Erfolg. Man ist bestrebt, nach und nach ein etwas leichteres, etwas längeres und etwas höheres Pferd heranzuzüchten.
Die alte Schmiede von Hafling wurde 1932 erbaut und war bis ca. 1990 in Betrieb. Es handelte sich um eine typische Hammerschmiede oder auch Hammermühle, mit einem durch Wasserkraft betriebenen Hammer.
Zu den Aufgaben des Schmieds zählten verschiedenste Reparaturarbeiten an landwirtschaftlichen Maschinen, das Herstellen von Hufeisen, Geländern und Grabkreuzen sowie land- und forstwirtschaftlicher Werkzeuge und natürlich das Beschlagen der Pferde.
Das Haflingerpferd mit seinen harten, kleinen Hufen ist bekannt für seine hohe Trittsicherheit. Am Tschögglberg verbringen viele Haflinger seit jeher die Sommermonate auf den Almwiesen in einer Höhenlage von bis zu 2.000 m. Hier lernen bereits die Fohlen, wie man sich trittsicher im steilen Gelände bewegt und wachsen zu gesunden und leistungsbereiten Pferden heran.
Einst waren es vor allem die Bauern und Händler in Hafling und am Tschögglberg, die die robusten und vielseitigen Kleinpferde erwarben, für die sich im Laufe der Zeit der Name „Haflinger“ einbürgerte. Ursprünglich bezeichnete dieser nicht die Rasse, sondern war vielmehr ein Hinweis auf die Verwendungsart der Pferde.
Insgesamt gibt es in der Haflingerzucht 7 Blutlinien (A-, B-, M-, N-, S-, St- und die W-Linie), von denen alle weiteren Haflingerpferde abstammen. Dabei übernehmen die Hengstfohlen stets den Anfangsbuchstaben ihres Vaters.
Die Stutfohlen hingegen erhalten seit 1977 ihren Namen je nach Geburtsjahr, wobei hier nach dem italienischen Alphabet vorgegangen wird: 2016 war der Anfangsbuchstabe das „Z“; 2017 begann man wieder bei „A“.
Inzwischen zählt die Haflinger-Rasse zu den bekanntesten weltweit und hat nicht nur in Europa Fuß gefasst, sondern ist auch in Amerika, Australien und sogar im südlichen Asien und Afrika anzutreffen. Das sympathische Erscheinungsbild des Haflingers, seine vielseitige Verwendbarkeit und vorzügliche Eignung als Pferd für die ganze Familie, machen es zu einem äußerst beliebten Gefährten. 1980 gab es schon in über 30 Ländern Haflinger; in der Zwischenzeit sind es über 70.
Grundsätzlich unterscheidet man bei Haflingern zwischen drei Pferde-Gangarten: Schritt, Trab und Galopp.
Im „Schritt“ setzt das Pferd gemütlich einen Huf vor den anderen - so bewegen sich Pferde am liebsten auch in der freien Wildbahn. Die Geschwindigkeitssteigerung ist der „Trab“ - dabei bewegt das Tier die diagonal gegenüberliegenden Beine gleichzeitig nach vorne. Der „Galopp“ ist die schnellste Fortbewegungsart eines Pferdes - dabei „springt“ das Pferd geradezu nach vorn und bleibt sogar einen kurzen Moment lang mit allen vier Beinen in der Luft („Schwebephase“).
Der Haflinger kann zweifellos als „Allrounder“ bezeichnet werden, was allerdings in jedem Bereich eine angemessene Ausbildung voraussetzt.
Er gibt ein hervorragendes Pferd für den Fahrsport ab, wo er mit seiner Umgänglichkeit, Unerschrockenheit, Leistungsbereitschaft und Ausdauer punktet. Auch im Reitsport hat der Haflinger gezeigt, dass er sich in sämtlichen Disziplinen bis in die vordersten Turnierklassen behaupten kann - das gilt nicht nur für die Dressur, sondern auch für das Springreiten, wo er immer häufiger anzutreffen ist.
Zudem ist das Haflinger-Pferd gut geeignet für Distanz- und Wanderritte, Reiterspiele, Galopprennen, Skikjöring, Westernreiten, Voltigieren und Therapeutisches Reiten.
Die Pferdestärke („PS“) als Maß für die Leistung einer Maschine geht auf James Watt (1736-1819) zurück, dem man seine Dampfmaschinen natürlich nur abkaufen wollte, wenn sie dem Pferd eindeutig überlegen waren. Angeblich bestimmte J. Watt die Leistung eines Pferdes in einem Kohlebergwerk, wo die Tiere in einem fort über eine Umlenkrolle Kohle aus der Tiefe an die Oberfläche zogen. So sollte die Einheit „Pferdestärke“ angeben, wie viele Pferde 1 Maschine ersetzen kann.