In einem Waldstück auf dem Wiesenweg zwischen Thurnerhof und Schloss Schenna hausen schaurig schöne Schenner Sagengestalten. Beim Spaziergang über Stock und Stein und bei der Begegnung mit den geschnitzten Figuren kommt die Fantasie der Kinder so richtig in Schwung.
Mildes Licht durchflutet den Mischwald mit Kastanienbäumen, Äste knacken und im Gestrüpp raschelt es … Schlägt man den Weg vom Thurnerhof aus ein, wo ein hohler, uralter Keschtbam (Südtirolerisch für Kastanienbaum) zum Versteckspielen animiert, beginnt das Sagenabenteuer schon dort. Vielleicht wohnen hier scheue Waldfeen oder gar ein schelmisches Nörggele. Stefan Kröll vom Oberpircherhof in Verdins hat die Skulpturen geschaffen und zwar – man höre und staune – mit der Motorsäge. Für sein Abitur-Abschluss-Projekt an der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis arbeitete er den ganzen Winter lang an den Figuren, löste Riesen und Teufel, Nörggelen und ein Kirchlein aus Zirbenholz. »Meine Leidenschaft für die künstlerische Bearbeitung von Holz erwachte bei Holzarbeiten im Wald. Anschließend habe ich einen Kurs besucht, um die Grundtechniken des Schnitzens mit der Motorsäge zu erlernen. Ich finde es faszinierend, wie man mit einem derart groben Gerät etwas schaffen und phantasievoll gestalten kann«, erklärt Stefan. Von ihm stammt auch die Martin Luther Skulptur im Pfarrgarten der Evangelischen Kirche von Meran.
Aus dem Dorfbuch von Schenna wählte Stefan sechs Sagen aus, u. a. St. Oswald unterm Ifinger, Das Taller Nörggele und Der Teufel holt den Meineidigen. Unterstützt von seiner Deutschprofessorin und Tutorin, Ingeborg Schgör, brachte er sie sprachlich in Form. Auf den ansprechend gestalteten Schautafeln sind sie zu lesen: Deutsch, Italienisch und Englisch. Zugegeben, einige davon sind schon ziemlich gruselig und makaber und inhaltlich eher für ältere Kinder geeignet, doch an den Figuren hat jedes Kind seine Freude, sieht darin was es will oder erfindet gar seine eigene Geschichte.