Mitten in der geschäftigen Industriezone von Lana – der „Zone", wie sie die Einheimischen liebevoll nennen – steht ein hoher Betonturm. Früher wurde in dem ehemaligen Silo tonnenweise Sägemehl gelagert. Nun sind die Reste der Holzverarbeitung seit einigen Jahren verschwunden und haben dem außergewöhnlichen, vertikalen Atelier des Designers Harry Thaler Platz gemacht: Er hat den Innenraum komplett umstrukturiert und neu gestaltet. Durch die großen Turmfenster haben wir einen faszinierenden Blick auf die Berglandschaft mit Wiesen und Almen rundherum. Und doch ist es die Wendeltreppe, die uns Schritt für Schritt mit einem äußerst ungewöhnlichen Aufstieg in die Höhen des Turms beeindruckt und an Stühlen, Fahrrädern, Skizzen, Zeichnungen, Lampen und anderen beeindruckenden Designprojekten vorbeiführt – alle selbst konzipiert vom Kopf dieses kreativen Meraners.
Thaler, Jahrgang 1975, ist gelernter Goldschmied. Während dieser speziellen Handwerksausbildung ist er viel gereist, nach Wien, Sri Lanka und hat schließlich in Pforzheim, der Goldstadt Deutschlands, an der Design-Hochschule den Studiengang für Schmuckgestaltung belegt. Seine konstante Neugier und die kreative Designumgebung haben seinen Blick geschärft und zum Entschluss geführt, ein neues kreatives Feld zu erforschen. Harry Thaler kehrte nach Hause zurück, studierte an der Fakultät für Design und Künste in Bozen (wohin er einige Jahre später auch zum Unterrichten zurückkehrte) und landete schließlich am renommierten Royal College of Art in London. Seine Diplomarbeit dort widmete er seinem ersten Produktdesign-Projekt: dem bekannten, von Nils Holger Moormann produzierten Stuhl „Pressed Chair“, der 2020 sein zehnjähriges Jubiläum feiert.