„Schade um die Tränen in der Nacht…“ Es ist bekanntlich nicht schön, wenn jemand weint. Zum Frühlingsbeginn sind Tränen in den Weinbergen von Partschins jedoch ein gutes Zeichen. An den Schnittstellen der Weinreben sammelt sich
austretender Rebsaft zu Tropfen: die
Reben weinen. Die Partschinser Bäuerinnen und Bauern freuen diese Tränen. Denn die kleinen Tropfen sind ein eindeutiges Zeichen, dass es im Weinberg wieder losgeht. Die Reben sind nun
voller Vitalität und beginnen wieder zu treiben.
Lebenswasser zur Selbstheilung
Das Rebwasser ist jedoch nicht nur ein Zeichen für Frühling, sondern hat eine desinfizierende und antibakterielle Wirkung für die Pflanze. Im Winter haben die Weinbäuerinnen und -bauern nämlich ihre Reben zurückgeschnitten. Die Tropfen schließen nun diese Schnittwunden und
wehren Bakterien ab, die über die Schnittstellen in die Rebe eindringen könnten.
Uraltes Naturheilmittel
Wenn die Reben weinen oder „bluten“, versorgt das kostbare Nass also den Rebstock mit Vitalstoffen und wirkt zugleich desinfizierend. Diese Heilwirkung erforschten bereits die
Römer über viele Jahre und brachten dieses uralte Wissen über die alte Römerstraße, die
Via Claudia Augusta, mit zu uns. Sie nannten die wundersamen Tränen
Lacryma vitis oder
Aqua vitis. Der Gelehrte Plinius Secundus (23 - 79 n. Chr.) empfahl daher die Rebtränen als
Mittel gegen Hautkrankheiten. Im Mittelalter nannte
Hildegard von Bingen (1098 – 1179 n. Chr.) das Rebenblut „wertvollstes Wasser der Welt“. Es sollte bei
Augenleiden oder bei Ohren- oder Kopfschmerzen helfen.
Heute wird der kostbare Rebsaft für
Naturprodukte zur Hautpflege verwendet. Das Lebenswasser der Reben spendet Feuchtigkeit und kräftigt die Haut. Vielleicht ist das Rebwasser auch einer der Gründe, warum wir so schöne Weinbäuerinnen und -bauern haben… 😉
Übrigens konnte die Wissenschaft bis heute einen gewissen Anteil der Inhaltsstoffe der Rebtränen nicht identifizieren. Das Geheimnis der heilsamen Tränen wurde also auch tausende Jahre nach seiner Entdeckung noch nicht vollständig gelüftet…