Das Südtiroler Bauernjahr beginnt erst mit Lichtmess. Am 2. Februar schließt sich der Kreis der Feierlichkeiten rund um Weihnachten.
Nach dem Alten Testament galt eine Frau vierzig Tage nach der Geburt als unrein.
Auch Maria unterzog sich nach der Geburt Jesu vierzig Tage der Reinigung. Somit schließt sich der Kreis der Weihnachtszeit vierzig Tage nach dem 25. Dezember mit dem Tag der Reinigung Mariens, dem 2. Februar.
Der alte Name dieses christlichen Feiertages lautet deshalb Mariä Reinigung.
Mit dem 2. Februar beginnt auch für die Bauern und Bäuerinnen traditionell die Zeit der Reinigung. Der letzte Weihnachtszelten wird verspeist, die Krippe und der Christbaum abgeräumt. Die Bauersleute nehmen ihre Arbeit nun wieder auf.
Der Name Lichtmess kommt übrigens von der Kerzenweihe. Um die Geburt des Lichts zu feiern werden Kerzen als Symbol für das Feuer und das Licht in die Kirche getragen. Dort werden die Kerzen dann geweiht. Neben der Kerzenweihe werden in Südtirol weitere Bräuche zu Lichtmess zelebriert, wie etwa die Tradition der Wachsstöcklen oder der Schlenggltog.
Geweihte Kerzen für das ganze Jahr
Die Kerzenweihe ist heute noch fest im Südtiroler Brauchtum verankert. Zu Maria Kerz wird der gesamte Kerzenvorrat und das Wachs für das ganze Jahr geweiht. Die geweihten Kerzen begleiten die Südtiroler bei vielen wichtigen Ereignissen durch das ganze Jahr. Sie werden z.B. bei der Taufe und Erstkommunion an der Osterkerze angezündet. Geweihte Kerzen sollen auch vor Unwettern beschützen.
Wachsstöcklen als Glücksbringer
Ein Wachsstöckl, das ist eine dünne lange Kerze, die kunstvoll aufgerollt wird. Nach der Weihe an Lichtmess sollte sie vor Krankheit und Unglück schützen. Meist steckte man so ein handliches Wachsstöckl als Glücksbringer in die Hosentasche, um das Böse fernzuhalten. Der jeweils abgerollte Teil wird angezündet, daher mussten sie immer wieder umgedreht und neu aufgestellt werden. Noch heute erkennt man die Brandflecken der Wachsstöcklen auf den Betstühlen in den Kirchen.
Ferien für die Dienstboten: der Schlenggltog
Früher wechselten die Diernen und Knechte an Lichtmess ihren Dienst.
Die Bediensteten bekamen ihren Lohn und hatten nun einige Tage frei. Sie konnten in der kurzen Zeit bis zum 5. Februar „herumschlenggln“.
Der Lichtmesstag ist daher für die Bauern bekannt als der erste Schlenggltog.
Traditionell bereitete die Bäuerin für jene Dienstboten, die sich für ein weiteres Jahr am Hof verpflichteten, eine besondere Speise zu.
Mit den sogenannten „Türnägeln“ (auch als „Kniakiachl“ bekannt) wurden die Mägde und Knechte symbolisch am Hof „festgenagelt“.
„Türnägel“ sind runde, gebackene und mit Preiselbeermarmelade gefüllte Germteigkrapfen.