Kurz vor meinem 70. Geburtstag habe ich mir zum 8. Mal den Meraner Höhenweg gegönnt. Die etwas geänderte Route führte über die Spronser Seen, durch den Vinschgau sowie das Schnalstal und das Pfossental. Ich hatte diesmal drei Etappen mit nur 4 bis 5 Stunden Gehzeit eingeplant. Nach langer Suche hatte ich mit Günter und Peter zwei passende Mitwanderer gefunden. Die Anfahrt nach Pfelders (1622 m) dauerte 8 ½ Stunden. Zur Eingewöhnung besuchten wir den Lazinser Hof.
1. Etappe - Von Pfelders zu den Spronser Seen – (Gehzeit 5 Stunden) Nachdem wir am anderen Morgen gemütlich gefrühstückt und beim Gasthof Zeppichl das Auto abgestellt hatten (Achtung: nur auf den ersten 5 Plätzen), konnte um 9.40 Uhr unsere Wanderung beginnen. Nach einstündiger Wanderung über Lazins trafen wir beim Lederhosenfranz auf der Faltschnalalm ein und machten die erste Rast. Das heißt, inzwischen hat sein Sohn dort das Sagen. Dann ging es zwei Stunden lang weiter zum Faltschnaljoch. Unterwegs hatte leichter Regen eingesetzt, der aber nicht weiter störte. Vom Faltschnaljoch bis zum Spronser Joch (2581 m) sind es noch 30 Minuten. Hier hatten wir eine kritische Situation zu meistern. Es gab mehrere Schneefelder und in einer Wolke war kein Weg mehr zu erkennen. Aber wir bewahrten die Ruhe und warteten, bis die Wolke weitergezogen war. Spuren im Schnee und Wegzeichen führten uns dann über das Spronser Joch. Sogleich kamen drei der zehn Seen ins Blickfeld. Die Seen sind ein einmaliges Natur- schauspiel, das ich nach 2011 noch einmal erleben durfte. Vorbei an Schiefersee und Grünsee ging es in 1 ½ Stunden hinab zu unserem heutigen Ziel, der Oberkaseralm (2131 m). Hier gab es wenig Komfort, denn die Unterkünfte der nächsten Tage waren deutlich besser, teilweise mit Hotelcharakter. Beim Abendessen lernten wir sehr freundliche Mitwanderer kennen.
2. Etappe - Über die Taufenscharte zur Nasereithütte – (Gehzeit 5 ¾ Stunden) Wegen Regen in der Nacht wurde uns von einem Abstieg über die Hochgangscharte abgeraten. Deshalb starteten wir um 8.40 Uhr bei schönem Wetter zur Taufenscharte (2230 m), wofür man etwa eine Stunde benötigt. Eine überwältigende Aussicht in den Vinschgau tat sich auf. Nach dem Abstieg gelangten wir in 1 Stunde zur Kuhalm. Die sollte laut Hinweis an der Abzweigung geöffnet sein, was aber nicht der Fall war. Nach der Abkürzung zum Hochganghaus mussten wir lange suchen, trafen dann aber an der Spannbandbrücke auf den Hauptweg und gelangten nach einer weiteren Stunde zum Hochganghaus, wo sich viele Tageswanderer eingefunden hatten. Dort machten wir eine längere Mittagspause. Durch eine Felsenlandschaft ging es dann über die Hohe Wiege in 1 ¼ Stunde zur Tablander Alm. Hier durften wir wieder verweilen, denn bis zu unserem heutigen Ziel, der neu erbauten Nasereithütte (1523 m) ist es nur noch eine Stunde. Freundliche Bedienung , gutes Essen, Duschen und ein sauberes Bettenlager machten den Aufenthalt zu einem Vergnügen.
3. Etappe - Durch die Lahnbachschlucht zum Pirchhof – (Gehzeit 4 Stunden) Da heute die erste kürzere Etappe auf dem Plan stand, haben wir lange geschlafen und sind erst um 10.30 Uhr gestartet. Eine Familie aus Partschins war zum Geburtstagsfrühstück gekommen und schon viele Wanderer vom Giggelberg. Dort können sie nämlich mit dem Lift hochfahren. Das Berg- gasthaus Giggelberg erreichten wir nach 1 ¼ Stunde und machten die erste Rast. In der Mittagssonne ging es weiter zur Lahnbachschlucht, wo wir nach einer Stunde auf erschöpfte Wanderer trafen. Vor dem Einstieg in die 1000-Stufen-Schlucht gab es noch eine Rast mit Rucksackverpflegung. Seit meiner letzten Durchquerung hat man eine Brücke gebaut, weil die Schmelzwasser immer wieder den Pfad weggerissen haben. Nach dem Auf und Ab durch die imposante Schlucht erreichten wir nach 1 ½ Stunden um 16.00 Uhr den blumengeschmückten Pirchhof. Nach und nach treffen noch mehrere Wandergruppen ein. Einige machen den E 5 und kommen von der Similaunhütte. Eine Frau erzählte, dass sie 1 ¼ Stunde in die falsche Richtung gelaufen waren. Wir schliefen im Haupthaus in einem Zimmer mit Balkon und toller Sicht in den Vinschgau.
4. Etappe - Über Almen zum Untervernatschhof (Gehzeit 5 ¼ Stunden) In dem Buch „Südtiroler Almwanderungen“ habe ich die Dickeralm und die Obere Mairalm auf dem Fuchsberg entdeckt, die ich gerne einmal besuchen wollte. Für den Abstecher sind rund 700 Höhen- meter zu bewältigen. Gegen 9.00 Uhr verließen wir den Pirchhof. Unter uns hingen Wolken und gaben nur ab und zu den Blick ins Tal frei. Nach 1 ¼ Stunden erreichten wir den Linthof. Wir verliesen den Meraner Höhenweg und stiegen in 50 Minuten zum Dickhof hinauf, wo wir eine längere Rast machten. Vom Hof bis zu der dazugehörigen Dickeralm benutzten wir den Fahrweg und benötigten eine weitere Stunde. Die Sennerin freute sich über das Gespräch mit uns. Nach kurzer Rast ging es dann weiter in 20 Minuten zur nahe gelegenen Mairalm (2095 m), die erst seit kurzem wieder bewirtschaftet wird. Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und man sieht weit ins Schnalstal hinein. Dem Wanderführer gefällt es so gut hier, dass er am liebsten bleiben möchte. Dann aber geht es in 2 Stunden über die Fahrstraße hinab zu unserem heutigen Ziel, dem Untervernatschhof oberhalb von Katharinaberg. Zwei Abstiege sind wegen umgestürzter Bäume gesperrt und weitere auf der Karte eingezeichnete Pfade sind nicht ausgeschildert. Während ich auf Christlhof, Patleidhof und Mitterkaseralm schon vier Mal übernachtet habe, wollte ich auch diesen über 400 Jahre alten Hof einmal kennen lernen. Auf ihn bin ich durch die Bloggerin Angelica Hocke aufmerksam geworden. Die Chefin des Hauses hatte für die 23 Wanderer ein schmackhaftes Mahl bereitet. Als bekannt wird, dass ich den Meraner Höhenweg schon mehrmals gegangen bin, lassen sich die anderen von mir Tipps geben. Sodann schliefen wir in Betten aus Ur-Großmutters Zeiten.
5. Etappe - Zum Eishof im Pfossental (Gehzeit 4 ¾ Stunden) Beim Frühstück lernten wir mehrere Wanderer kennen, die das selbe Tagesziel hatten und mit denen wir später mehrmals zusammen trafen. Das war ein Gefühl wie man es vom Jakobsweg her kennt. Vor dem Start meinte eine Frau, ihr Rucksack wäre vertauscht worden und nicht mehr da. Aber es war dann doch nicht so. Dass eine Hüttenwanderung einen so in den Bann zieht, dass man den eigenen Rucksack nicht mehr erkennt! Um 9.00 Uhr führte uns der heutige Weg in 2 Stunden zum Nassreidhof. Er liegt zwar unterhalb des Höhenweges an der Fahrstraße, aber wir mussten unbedingt Flüssigkeit aufnehmen. Etwas zu Essen gibt es hier nur für Hausgäste. Nach einer weiteren Stunde gelangten wir zum Vorderkaser (Gasthaus Jägerrast). Hier beginnt der schönste Teil des Meraner Höhenweges. Eine Nudelsuppe gab neue Kraft für den Aufstieg zur Mitterkaseralm, der wiederum etwa eine Stunde dauerte. Da meine Lieblingssennerin Angelika nicht mehr die Alm bewirtschaftet, hatte ich als Tagesziel den Eishof (2076 m) gewählt. Er war früher die höchstgelegene Dauersiedlung der Ostalpen. Bis dorthin waren es nur noch 45 Minuten. Vor dem köstlichen Abendessen mit Vor- und Nachspeise haben die meisten Gäste in den vorhandenen Liegestühlen die Sonne und den Blick auf mehrere Dreitausender genossen. Auch hier konnten wir in einem geräumigen Bettenlager ohne fremde Mitschläfer die Nacht verbringen.
6. Etappe - Über das Eisjöchl (2895 m) zurück nach Pfelders (Gehzeit 6 ½ Stunden) Heute stand die sogenannte Königsetappe auf dem Programm. Im Hinblick auf den moderaten Aufstieg über 900 Hm und den Abstieg von 1300 Hm ist zu empfehlen, den Meraner Höhenweg in dieser Richtung zu gehen. Um 8.00 Uhr machten wir uns auf den Weg, denn bis dahin musste das Lager geräumt sein. Sogleich beginnt eine karge Gebirgslandschaft mit vielen Alpenrosen. Mit gleich- mäßigen Schritten geht es im Sonnenschein stetig bergauf. Etwa 200 m unterhalb des Übergangs beginnen riesige Schneefelder, die aber leicht zu durchqueren sind. Nach 3 ½ Stunden haben wir das Eisjöchl und damit den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht. Noch ein paar Fotos – und dann geht es über ein weiteres großes Schneefeld hinüber zur provisorischen Stettiner Hütte. Nach der Mittagsrast beginnen wir mit dem dreistündigen Abstieg. Auf dieser Seite gibt es noch mehr Schneefelder, die erst nach 300 Hm enden. Eigentlich wollten wir zum Abschluss heute auf der Zwickauer Hütte übernachten, aber bei diesen winterlichen Verhältnissen war die Abzweigung nicht zu finden. Der Weg dorthin soll ja auch nicht ungefährlich sein. In unzähligen Kehren ging es zur Lazinser Alm hinab und von dort nach Zeppichl, wo unsere Wanderung endet. Die Wanderzeit betrug insgesamt 31 Stunden. Dieses einmalige Erlebnis in dieser herrlichen Bergwelt ist jedem einiger- maßen fiten Wanderfreund zu empfehlen. Nach einer letzten Übernachtung in Pfelders geht es mit Wehmut in die Heimat zurück.