Wenn sich wieder eine Frostphase abzeichnet, studieren die Bauern bereits am Vorabend Wetterberichte und die Temperaturvorhersagen und können dadurch schon abschätzen, ob eine Frostnacht bevorsteht oder nicht.
Dabei sind Obstwiesen in den tiefen Lagen wie z.B. entlang der Etsch anfälliger für den Frost als Anlagen am Hang, da bereits wenige Höhenmeter den entscheidenden Temperaturunterschied zwischen Frost und Nicht-Frost ausmachen können.
Ein engmaschiges Netz von 119 Wetterstationen liefert den Bauern ständig aktuelle Zahlen und Messdaten zu lokaler Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windrichtung. Nähern sich die Temperaturen den gefährlichen Grenzwerten (z.B. -5°C während der ersten Vegetationsstufe und 0°C während der Blüte), wird Frostalarm geschlagen – manchmal um Mitternacht, manchmal um 04.00 Uhr morgens.
Früher hasteten sogenannte Frostwächter von Thermometer zu Thermometer und warnten die Bauern mit einem langen Sirenenton. Noch heute alarmieren sich Obstbauer gegenseitig telefonisch, man kann sich aber auch automatisierte Alarmmeldungen auf sein Handy schicken lassen, mittlerweile auch über verschiedene App-Anbieter.
Sobald der Alarm geschlagen wurde, eilen die Bauern aus dem Bett hinaus auf ihre Wiesen, um die Frostberegnung zu aktivieren. Dabei werden über Traktoren oder Motoren die einzelnen Pumpanlagen in Betrieb gesetzt, die Grundwasser in die Höhe pumpen, das über die Kreisberegnung gleichmäßig über die Bäume und Blüten verteilt wird und die dann von einer dünnen Eisschicht eingeschlossen werden.
Während das Wasser gefriert, bildet sich durch physikalische Vorgänge Wärme (die sogenannte Kristallationswärme), die die Blüten paradoxerweise vor den tiefen Temperaturen schützt. Die Frostberegnung wird, sobald sich die Temperaturen am Morgen wieder konstant einige Grad über 0°C bewegen, abgeschaltet und das Wasser versickert wieder ins Grundwasser.
Ein schöner Nebeneffekt der Frostberegnung: Wenn am morgen die Sonnenstrahlen auf die Eispanzer treffen, glitzert und glänzt das ganze Tal und schaut aus wie aus einem Märchen entliehen.