Unverzüglich machte sich Haas daran, das vernachlässigte Schloss wieder instand zu setzen, teilweise durch massive Eingriffe wie die deutliche Vergrößerung der Fenster. „So was wäre heute gar nicht mehr denkbar, das ließe der Denkmalschutz nicht zu“, erklärt Franz Gurschler und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir sind über die großen Fenster heute natürlich froh. Kaum eine Burg ist im Inneren so
hell und lichtdurchflutet wie Hochnaturns.“
Aber nicht nur um Hochnaturns bemühte sich Haas, er leistete auch in der Naturnser Landwirtschaft Pionierarbeit: Er war Mitbegründer einer Molkereigenossenschaft, bemühte sich um Viehzuchtvereine und Edelobstanbau und setzte in den
schlosseigenen Weinbergen anstelle des typischen Vernatschs auf die Neuheiten
Riesling und Blauburgunder, dem bald schon sogar heilende Kräfte nachgesagt wurden.
Trotzdem gelang es Haas nicht in Naturns Fuß zu fassen: „Zeitgenossen beschrieben ihn als rechthaberisch und jähzornig, es wurde ständig um Wasserrechte gestritten und seine Bauarbeiten am Schloss wurden eher belächelt.“ Auch seine Herkunft, ein “protestantischer Deutschländer“, trug nicht zu seiner Popularität in der katholischen Bevölkerung bei. Haas resignierte und
verkaufte Hochnaturns 1913 an den Frankfurter
August Kleeberg, der das Schloss durch die wechselvolle Geschichte der
Weltkriege führte und die Anlage vor allem im Inneren weitergestaltete, wovon z.B. der Freskenzyklus oberhalb des Wehrganges im Innenhof der Burg zeugt.
„Die eine Hälfte der Fresken stellt historische Ereignisse wie den Bauernkrieg dar, die andere sind Ausschnitte aus der Naturnser Sagenwelt. Kleeberg war tief fasziniert von Land und Volk und sprach am liebsten mit den Bauern und einfachen Personen, denn er erkannte das verborgene Wissen, das in den Reden dieser Leute lag. Er hielt ihre Erzählungen und Sagen schriftlich fest. Dass so viel von der Naturnser Sagenwelt erhalten geblieben ist, haben wir zu einem großen Teil ihm zu verdanken“, betont Gurschler und fügt hinzu: „Was viele nicht wissen: Kleeberg hat sich nicht nur um Hochnaturns verdient gemacht, sondern war auch die treibende Kraft bei der Wiederentdeckung der in der
Prokuluskirche.“