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ÄNDERT SICH DER TOD? WAR ER VOR 1.000, 500 ODER 200 JAHREN EIN ANDERER? WOHL KAUM. SEIT JEHER REISST ER BANDE AUSEINANDER, ZIEHT
TRAUER UND KUMMER NACH SICH. BISWEILEN WECHSELT ER ABER AUCH IN DIE BARMHERZIGE DIMENSION, WIE BEZEICHNUNGEN WIE GEVATTER TOD, SCHNITTER ODER FREUND HEIN BEWEISEN.

Das Gesicht des Todes ist seit jeher dasselbe. Nur der Umgang mit ihm hat sich tiefgehend verändert. Wurde der Tod einst vertraut und fast einsichtig betrachtet, ist es die moderne Gesellschaft, die sich gegen die Vergänglichkeit auflehnt und sie fast verneint. So ist der Gedanke an die Besichtigung des Plauser Totentanzes zunächst ein bedrückender.
2001 schloss der Vinschger Künstler Luis Stefan Stecher seine Arbeit am neuen Plauser Totentanz ab, der an der Stelle des ursprünglichen, nicht mehr erhaltenen
Totentanzes an der äußeren Friedhofsmauer der St.-Nikolaus-Kirche angebracht wurde. In 18 bunten Bildtafeln, insgesamt 36 Meter lang, zeigt Stecher auf, dass der Tod der große Gleichmacher ist: Unabhängig von Alter, Zunft oder Stand fordert er jeden zu einem letzten Tanz auf.
Dabei greift Stecher oft auf Vinschger Motive zurück: Die berühmten „Kårrner“, die als fahrendes Volk mit ihren Karren durch das Tal zogen, Bauern in der blaue Schürze oder der Harley-Davidson-Fahrer auf der berüchtigten „Plauser Geraden“. Ergänzt werden die eindrücklichen Bilder mit Spruchbändern im Vinschger Dialekt, die schonungslos und ironisch auf die Endlichkeit des Lebens hinweisen.
Ich spaziere an der Friedhofsmauer entlang, hinter mir flitzt eine Gruppe Kinder mit ihren Fahrrädern vorbei, man hört Tassen klappern und das Stimmengewirr der Gäste im Café. Dann passiert etwas Merkwürdiges: Am Ende der Besichtigung ist das Gefühl so gar nicht mehr bedrückend, sondern heiter. Das Leben ist schön, kosten wir es aus.
Luis Stefan Stecher greift bei seinem Totentanz auf Vinschger Motive und Szenen zurück.