Samen, Sorten, Saatgut
Hier, auf 700 Metern in Völlan, bewirtschaftet Martha mit ihrem Mann Hermann den kleinen Hof Bildheim, den ihre Großeltern
1939 gebaut haben. Das Holzhaus mit dem spitzen Giebel gleicht einem Hexenhäuschen. Wilder Wein rankt sich an der Mauer nach oben, im Innenhof hängen getrocknete Samenstände zum Dreschen. Vor dem Eingang steht eine große Kiste voll mit JonagoldÄpfeln. „Für den Eigengebrauch, damit wir nicht im Winter Äpfel kaufen müssen“, sagt Martha. Sie ist Mitglied beim Verein Sortengarten, der sich um den Erhalt von alten und lokalen Sorten kümmert. Auf einem Hektar wachsen hier verschiedene Sorten Äpfel, in der Nähe des Hauses stehen einige Kastanienbäume. Im Herbst, wenn die Nüsse in ihrer stacheligen Hülle von den Bäumen fallen, gibt es traditionell gebratene Kastanien. Dann kommt auch die Zeit, in der „das Dorf Kopf steht“. Jedes Jahr gibt es den „Keschtnriggl“, fast einen ganzen Monat lang mit Veranstaltungen rund um die Traditionsfrucht Kastanie. „Wir haben auch eine Vielfalt an Tieren“, sagt die Bäuerin und zeigt stolz auf die vielen verschiedenen Hühnerrassen, Enten, Zwergwachteln und Küken, die vor einigen Tagen geschlüpft sind. Auf dem Hof leben auch Schwarznasenschafe, Brillenschafe, Sattelziegen und Riesenscheckenhasen. Dadurch ist Bildheim nahezu ein Selbstversorgerhof.
Auf dem Tisch in der warmen Bauernstube zeigt mir Martha dutzende durchsichtige Döschen voller Saatgut. Es ist viel, was sie im Laufe von über zehn Jahren angesammelt hat. „Oft tut es mir weh, wenn ich sehe, dass sich die Leute nicht ums Saatgut kümmern“, beklagt sie sich. Für das Dorf ist die Bäuerin eine Bereicherung. Ihr Wissen gibt sie gerne an andere weiter, bei Kastanienwanderungen oder Käsereikursen für die Gäste der neun „Kreativen Bäuerinnen“ in Lana. Sie haben sich zusammengeschlossen, um den „Urlaub auf dem Bauernhof“ für ihre Gäste noch abwechslungsreicher zu gestalten.