Fels und Wasser

Mächtige Eiszeitgletscher haben im Naturpark Texelgruppe beeindruckende Felslandschaften und kristallklare Bergseen hinterlassen: Die Spronser Seen gehören zu den größten Naturschätzen Südtirols.

Wer sich zu den Spronser Seen aufmachen möchte, hat gleich mehrere Möglichkeiten, die Seenplatte zu erreichen. Voraussetzung für alle Varianten: Trittsicherheit und Kondition, denn bei jeder Variante gilt es rund 1.000 Höhenmeter zu überwinden.

1. Ein Weg führt über die Muthöfe (1.360 m), die von Dorf Tirol aus mit der Seilbahn Hochmuth zu erreichen sind, vorbei am Mutkopf
durch das Spronser Tal.
2. Die Variante über Vellau oberhalb von Algund ist für schwindelfreie Wanderer bestens geeignet, denn die Route beginnt mit einem Highlight: Im Stehen geht es im legendären grünen Panorama-Korblift – Boden und Wände bestehen aus Metallgittern! – hinauf zur Leiteralm (1.522 m), von dort wandert man ein Stück den Meraner Höhenweg entlang und dann weiter über die Taufenscharte oder Hochgangscharte hoch zu den Seen.
3. Die dritte Variante startet bei Partschins, von wo aus es über den Meraner Höhenweg und das Hochganghaus (1.839 m) und
über die Hochgangscharte hinauf zu der Seenplatte geht.
4. Die Aufstiegsmöglichkeit Nummer vier hat ihren Ausgangspunkt in Pfelders. Von dort geht es über die Falschnalalm (1.875 m)
und das Faltschnaljöchl weiter zum Spronser Joch, das einen herrlichen Ausblick auf die Seen bietet.

Rekord!
Mit ihrer Ausdehnung von 30 Hektar bilden die Spronser Seen die größte Seenplatte Europas. Zu den Bergseen, die auf unterschiedlicher Höhenlage zwischen 2.120 und 2.590 Metern liegen, gehören der Kasersee, die Pfitscher Lacke, die Mückenlacke, der Grünsee, der Langsee, der Schwarzsee, der Schiefersee, der Kesselsee sowie der Kleine und der Große Milchsee. Das größte Gewässer ist der Langsee mit einer Länge von 1.000 Metern und einer Tiefe von bis zu 35 Metern. Mit etwa einem halben Meter Tiefe ist der Mückensee der kleinste, in heißen Sommermonaten kann er versanden.
Mit sicherem Tritt: Die Tour zu den Spronser Seen ist an manchen Stellen ausgesetzt.
Notunterkunft auf 2.707 Metern
Wer bei den Spronser Seen in eine Notsituation gerät, beispielsweise zu erschöpft ist, um weiterzugehen oder von einem plötzlichen Wetterumschwung überrascht wird, der kann im Guido Lammer-Biwak Unterschlupf finden. Die gelbe Biwakschachtel auf der Milchseescharte bietet sechs Schlafplätze und ist über eine Kletterpassage zu erreichen.

Die geheimnisvollen Schalensteine
Die karge Landschaft mit den einsam gelegenen Seen hat die Menschen schon vor rund 4000 Jahren fasziniert und angezogen: Davon zeugen die zahlreichen geheimnisvollen Schalensteine – Felsen mit runden Vertiefungen –, die sich auf der Pfitscher Scharte aneinanderreihen. Rund 1.300 Schälchen, verbunden durch Rinnen, wurden in der Bronzezeit in rund 40 Steinplatten gehauen, fast alle liegen innerhalb von Mauerresten in Form eines Fünfecks. Über die Bedeutung und Funktion der Schalensteine kann bis heute nur spekuliert werden. Direkt neben dem Wanderweg befindet sich der Schalenstein, der am leichtesten zu erspähen ist: die sogenannte Kultplatte, auf der sich 169 halbmond- und kreisförmige Schalen befinden. Womöglich wurde die Platte als Altar verwendet, denn in den 1990er-Jahren wurden ganz in der Nähe die Überreste eines bronzezeitlichen Brandopferplatzes entdeckt. Auf der Sonnenplatte mit insgesamt 186 Schälchen und konzentrischen Kreisen ist wahrscheinlich die Sonne abgebildet, was darauf schließen lässt, dass sich am Pfitscher Jöchl eine Sonnenkultstätte befand. Ein weiterer Schalenstein, die sogenannte Sternplatte, weist darauf hin, dass man am Pfitscher Jöchl astronomische Beobachtungen anstellte. Auf der Platte seien, so die These, Sternbilder sowie der Weg von Sonne und Mond abgebildet. Das wäre allerdings eine wissenschaftliche Sensation, denn die Darstellung von Sternbildern in dieser frühen Zeit wäre weltweit einmalig.