Und ich sah: ein Thron stand am Himmel;
[…] Und über dem Thron wölbte sich ein Regenbogen
[…] und in der Mitte, rings um den
Thron, waren vier Lebewesen […] Und jedes
der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, außen
und innen voller Augen. Sie ruhen nicht bei
Tag und Nacht, und rufen: Heilig, heilig,
heilig, ist der Herr, der Gott, Der Herrscher
über die ganze Schöpfung; er war, und er ist,
und er kommt. (Apk 4, 1–8)
Was wie das Drehbuch eines neuen Hollywood-Blockbusters von Steven Spielberg klingt, ist ein Auszug aus dem neuen Testament und beschreibt das Zeitalter der Romanik. Diese Epoche, die man um 1.000 in ganz Europa findet, ist die wohl schaurigste aller Kunstepochen. In den Kirchen findet man allerlei Fabelwesen wie Meerjungfrauen, Kentauren (halb Pferd und halb Mensch) und furchterregende Säulenfresser, dass es einem den Schauer über den Rücken laufen lässt. Diese Unwesen bevölkerten nach damaliger Weltanschauung die Randzonen der flachen Erdscheibe. Sie verdeutlichen den Gegensatz zwischen göttlicher Ordnung und Chaos. Der Maler solcher Szenen wird zu dieser Zeit auch nicht als Künstler wahrgenommen. Er ist ein unbekannter Handwerker, der im Dienst eines höheren Ganzen steht, der für seine Auftraggeber einen illustrierten theologischen Kosmos schafft.