Natur vor der Haustür
Das Vigiljoch hat aber mehr zu bieten als nur Ladurners Hotel. Zahlreiche Wanderwege erschließen die Gegend, Gasthäuser und Almen bewirten im Sommer Wanderer und Gäste, im Winter ist das Vigiljoch ein Geheimtipp für Rodler und Skifahrer. Das Vigiljoch ist nach wie vor autofrei. Am einfachsten erreicht man es von Lana aus mit der 1912 erbauten Seilbahn, einer der weltweit ersten Personenseilbahnen. Die vor wenigen Jahren erneuerte Gondel bringt ihre Passagiere in einer kurzen, steilen Fahrt zur Bergstation auf 1.500 Meter Meereshöhe, dann geht es mit einem Einer-Sessellift bis fast hinauf auf die Passhöhe. Von dort führen kurze Wanderungen zum Vigiliuskirchlein und zum idyllisch gelegenen Weiher „Schwarze Lacke“ genannt. Der Bergrücken ist auch vom Lananer Ortsteil Pawigl aus mit einer Seilbahn erreichbar, ebenso wie von Vinschgauer Seite: Dort bringt eine Seilbahn in Rabland die Fahrgäste auf das Joch. Das Vigiljoch ist bei den Menschen aus dem Tal seit jeher beliebt.
In den Sommerfrischhäusern, die über das ganze Joch verstreut stehen, haben Familien regelmäßig den Sommer verbracht, und für Schulklassen ist es ein oft gewähltes Maiausflugsziel. Auch für Ladurner gehört das Joch zu den Kindheits- und Jugenderinnerungen an Ausflüge mit der Klasse, mit den Eltern, mit Freunden.
Der Ortler nicht weit
Das Vigiljoch erstreckt sich von Meran aus nach Südwesten und trennt den unteren Vinschgau im Westen vom Burggrafenamt im Osten. Im Meraner Raum hügelig und bewaldet, ist es ein Ausläufer der Ortlergruppe, also jenem Massiv, in dem Südtirols höchster Berg liegt.
An seiner Flanke liegen, im Vinschgau beginnend, Naturns, Plaus, Rabland, Töll, Forst, Marling, Tscherms und Lana. Das Ultental erstreckt sich an der Südseite des Jochs. Das eigentliche Joch ist der 1.743 Meter hohe Übergang vom Vinschgau ins Burggrafenamt, dort steht – an einem früheren heidnischen Kultplatz – das „Jocher Kirchl“, das dem Heiligen Vigil geweiht ist. Nicht weit entfernt verlief einst die Grenze zwischen den Bistümern Trient und Chur. Die Kirche steht im Ruf, eine „Wetterkirche“ zu sein, und empfängt am 26. Juni – dem Vigiliustag – immer noch die Pilger der umliegenden Dörfer. Das Langhaus ist frühromanisch, innen ist ein Freskenzyklus aus dem 14. Jahrhundert zu sehen, der die zwölf Apostel und eine Kreuzigungsgruppe zeigt. Nachdem das Kirchlein eine Zeit lang als Kuhstall verwendet worden war, wurde es Ende des 19. Jahrhunderts restauriert und neu geweiht. Nicht weit davon entfernt, am Fuße des Kirchleins und nur bei Schneeschmelze, liegt der Jocher See, ein Weiher, an dem es spuken soll, und in dessen ruhigem Wasser sich die Bäume und der Himmel spiegeln.